Der Zauber des klassischen Zirkus
"Viele Circusse habe ich besucht, vor einer Woche erst war einer dieser neuen [...] da. Fantastisch! Perfekte Technik, aber nichts für mich. Mit all seinen Lichtern und Effekten konnte er mir das Kitzeln im Herzen nicht schenken, das ich im Circus deines Vaters gespürt habe."
(Rafik Schami, "Reise zwischen Nacht und Morgen" )
Der Erfolgsautor Rafik Schami beschreibt mit dem "Kitzeln im Herzen" recht gut das Gefühl, das Anhänger des klassischen Zirkus ergreifen kann. Zum Traditionszirkus gehören ein paar unverwechselbare Merkmale: Zelte und Wagen; die Manege mit Sand oder Sägemehl; der Geruch nach Stall; Menschen und Tiere auf Reisen; eine Musikkapelle, die in bestimmter Weise Arrangements zum Besten gibt. Es gehören auch glitzernde Kostüme dazu, eine gewisse Art der Präsentation - und häufig eine Aura von bescheidenem Lebensstandard, hinter den Kulissen oder auch in der Manege. Glanz und Abgrund liegen teilweise nah beieinander.
Doch solchen Zirkus gibt es nur noch selten. Der "klassische Zirkus" wurde im 18. Jahrhundert ins Leben gerufen. Im 19./20. Jhdt. erlebte er unterschiedliche Hochphasen (im 20. mit Zelten und "humaner Tierdressur"). Zur Blüte kam er vielleicht erst an der Wende zum 21. Jhdt., als die Tierhaltung in Westeuropa ein wirklich gutes Niveau erreicht hatte. Kurz darauf erfolgte in den 2010er/20er Jahren ein starker Rückgang - durch erschwerte Rahmenbedingungen und politischen Zeitgeist (Kosten, Auflagen, mangelnde Plätze, Kampagnen gegen den Tierzirkus). Auch die Branche selbst verzichtete zunehmend auf typische Merkmale wie handgemachte Livemusik.
Über Zauber und Probleme des Traditionszirkus erfahren Sie mehr in dieser Rubrik (Menü links). Wir geben auch Auskunft über die Haltung und Dressur von Tieren. Viele der Bilder gehören der Vergangenheit an. Doch wer weiß, vielleicht feiert der klassische Zirkus eines Tages ein Comeback im großen Stil...
Im Sattelgang des früheren norddeutschen Familienzirkus Zaretti